... Lernen in Neckarbischofsheim

Rückblick: 27. Fachtagung der Fachschule für Sozialwesen

Die Fachtagung 2025 näherte sich dem Thema Gesundheit inklusiv und mit Vielfalt. Expertinnen und Experten informierten vor rund 270 Teilnehmenden über körperliche und psychische Gesundheit, gaben Ernährungstipps – und luden sogar zum Tanzen ein.

Gesund sein, gesund bleiben – das ist ein Bedürfnis, das wohl alle Menschen spüren. Egal, ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Dementsprechend näherte sich die 27. Fachtagung der Fachschule für Sozialwesen dem Thema inklusiv, denn: „Erkenntnisse zur Gesundheit gelten für uns alle“, wie Dr. Kirsten Fath vom Organisationsteam in ihrer Einführung vor rund 270 Teilnehmenden betonte. Dennoch lag ein besonderer Fokus der Tagung in Mosbach auf den Bedürfnissen, die speziell Menschen mit Behinderungen an die gesundheitliche Versorgung stellen. Johannes-Diakonie-Vorstand Jörg Huber hatte in seiner Eröffnung wiederum speziell die Mitarbeitenden der Behindertenhilfe in den Blick genommen: „Nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie auch Gutes tun.“ Die Fachschule für Sozialwesen mit Sitz in Neckarbischofsheim gehört zur Bildungs-Akademie der Johannes-Diakonie und bildet in Heilerziehungspflege und Heilerziehungsassistenz Fachkräfte der Behindertenhilfe aus.

Einer, der aus persönlicher und fachlicher Sicht viel über Gesundheit erzählen kann, ist Dr. Helmut Bergdolt. Der mit 97 Jahren älteste noch praktizierende Hausarzt Deutschlands ist in Wiesloch tätig und war in diesem Jahr Schirmherr der Veranstaltung. Er machte deutlich: Nicht nur Fachlichkeit gehört zu einem Gesundheitsberuf, sondern auch „Zuversicht und Hoffnung“ auf die Patientinnen und Patienten zu übertragen.

Auf dieser psychischen Dimension von Gesundheit setzte Prof. Dr. Toni Faltermaier (Flensburg) in seinem Vortrag auf. Nur zwischen krank und nicht krank zu unterscheiden, greift dem wissenschaftlichen Vertreter der Salutogenese zu kurz. Sein Ansatz: Alle Menschen können und sollten sich ihrer Gesundheitsressourcen, zu denen etwa körperliche Fitness oder soziale Bindungen gehören können, bewusst sein und diese im Alltag stärken. Menschen mit Behinderung gelte es dabei besonders zu unterstützen.

Aber was ist, wenn die Krankheit doch zuschlägt? Und wenn es richtig weh tut? Schmerzen zu äußern fällt Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oft schwer, geschweige denn präzise über das Wo und Wie des Schmerzes zu reden. Wie ihnen dennoch geholfen werden kann, erklärte Professor Dr. Peter Martin, der als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie in Freiburg sowie Kehl-Kork tätig ist. Sein Rat: Das Verhalten der betroffenen Menschen genau beobachten – auch wenn dies Zeit erfordert – und Angehörige in die Behandlung einbeziehen.

Bevor der Tanzlehrer und Rehasport-Experte Alexander Gipp (Mannheim) das Publikum bei seinem Vortrag im wahrsten Sinne mit Tanzübungen bewegte, nahm Professor Dr. Rainer Matthias Holm-Hadulla es noch einmal mit in die Welt der Psyche. Unter dem Titel „Die kreative Bewältigung von Krisen und psychischen Störungen“ stellte er teils weltbekannte Größen aus Kunst und Musik vor, die sich ihr Leid von der Seele schrieben, malten oder sangen. Von Goethe über Mick Jagger bis Taylor Swift reichte seine beeindruckende Galerie der sich selbst therapierenden Genies.

Am zweiten Tag wandte sich die Fachtagung ganz praktischen Aspekten der Gesundheit zu. Sportwissenschaftler Maximilian Köppel (Nationales Centrum für Tumorerkrankungen – NCT, Heidelberg) erklärte anhand erstaunlicher Studienergebnisse, wie positiv Bewegung auf die Gesundheit wirkt. Ob Krebsrisiko, Bluthochdruck oder Diabetes: Viele Krankheiten lassen sich mit regelmäßiger Bewegung bekämpfen oder sogar verhindern, so Köppel. Dabei müsse es nicht das tägliche harte Training sein. Sein Tipp: „Bewegungsinseln im Alltag schaffen“, Radfahren, die Treppe nehmen statt den Aufzug, so lautet vielmehr sein Rezept für mehr Gesundheit und Wohlbefinden.

Diese Gedanken nahm Ernährungsexpertin Simone Gredel in ihrem Vortrag gerne auf und erweiterte sie um beeindruckende Fakten zur Wirkung gesunder Ernährung. Dabei räumte die Dozentin und Autorin zunächst mit einigen Mythen rund um angebliches Superfood auf. Stattdessen gab Gredel drei Ernährungstipps, die für alle Menschen gelten: möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel verwenden, täglich mindestens drei bis vier Handvoll Obst und Gemüse, Kohlenhydrate in Form von Vollkorn, Kartoffeln oder Hülsenfrüchten zu sich nehmen. Je nach Beeinträchtigung hatte die Expertin für behinderte Menschen individuelle Ratschläge parat: weniger Kalorien für Rollstuhlfahrer, Krafttraining und optimierte Proteinzufuhr bei Muskelabbau, calciumreiche Ernährung und Sonnenlicht, um Knochen zu schützen und zu stärken.

Nicht wenige Menschen mit geminderter Intelligenz zeigen ein auffälliges Verhalten. Aber wann deutet dieses auf eine psychische Störung hin? Mit dieser Frage beschäftigte Professor Dr. Michael Seidel (Bielefeld) sich und die Zuhörerschaft im letzten Vortrag der Tagung. Seidel erklärte nicht nur die möglichen Gründe für auffälliges Verhalten bei Menschen mit Intelligenzminderung und die Herausforderung, psychische Störungen zu erkennen. Er machte vielmehr auch deutlich, dass es häufig die Umwelt sei, die betroffene Personen überfordere und dadurch sogenanntes Problemverhalten hervorrufe.

Es war ein nachdenklich stimmender Schlusspunkt unter die 27. Fachtagung der Fachschule für Sozialwesen, der einmal mehr der Brückenschlag zwischen wissenschaftlicher Theorie und angewandter Praxis gelang. „Besonders beeindruckend war die Vielfalt der Beiträge“, erklärte Fachschulleiterin Birgit Thoma abschließend. „Von aktuellen Forschungsergebnissen über das Potenzial der Kreativität bis hin zu einem tanzenden Auditorium. Ein gewaltiges Spektrum.“