... Lernen in Neckarbischofsheim

Abschluss mit Wow-Effekt

Der Oberkurs der Fachschule hat eine informative Studienfahrt nach Hamburg unternommen. Der erste Programmpunkt auf dem Plan: ein alternativer Stadtrundgang, geleitet durch einen Mitarbeiter des Straßenmagazins "Hinz&Kuntzt". Es handelt sich um ein Hilfsangebot für Obdachlose und ehemalige Obdachlose, die dadurch die Möglichkeit bekommen, ihre Ideen einzubringen und am Vertrieb der "Straßenzeitung" beteiligt zu sein. Dadurch entsteht für die "Verkäufer" wieder Struktur im Alltag, und sie werden an den Einnahmen für die verkauften Hefte beteiligt. So möchte ,,Hinz&Kuntzt“ den Menschen, die obdachlos-, wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind, helfen, wieder ,,auf die Beine“ zu kommen.

Während der Stadtführung sahen die Teilnehmenden der Studienfahrt Hamburgs City mit anderen Augen. Die Bahnhofsmission, eine Drogenberatungsstelle sowie Tagesaufenthaltsstätten und einen von der Stadt geduldeten Park für Drogenabhängige. Diese Orte findet man in keinem Reiseführer, was auch der Kernpunkt des Stadtrundganges war, nämlich aufmerksam machen, auf die Orte außerhalb der teuren Fassaden sowie auf die Armut, die im starken Kontrast zu den ,wohlhabenden Vierteln Hamburgs steht. Am nächsten Tag ging es weiter mit der Alsterarbeit, welche als Beschäftigungsträger ,"differenzierte Angebote zur Teilhabe am Arbeitsleben und zur beruflichen Eingliederung" realisiert. Menschen mit Handicap bekommen hier unabhängig von der Schwere ihrer Behinderung marktorientierte Arbeitsmöglichkeiten. Die Besuchergruppe besichtigte die Supermärkte, das Atelier ,,Lichtzeichen“ und eine Fahrradwerkstatt. Dort arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Auch hierbei bekamen die Gäste neue Eindrücke, die uns definitiv auch im Bezug auf unsere Arbeitsplätze inspirierten.

Am Mittwochnachmittag war Treffpunkt im Atelier der "Schlumper". Die Schlumper arbeiten stets mit dem Grundprinzip der selbstbestimmten freien künstlerischen Tätigkeit, das heißt, es werden den Künstlern keinerlei Vorgaben für ihre Arbeit gemacht. Sie dürfen also frei entscheiden, was sie erschaffen, welches Material sie dafür nutzen und welche Techniken. Nach einer Einführung war Zeit, das Atelier auf eigene Faust zu erkunden. Die Arbeitsräume standen zur Besichtigung offen; ein Raum, der voller Farbkleckse war, unterstrich noch einmal , dass den Künstlern des Ateliers keinerlei Vorgaben und Einschränkungen gemacht werden. Abends stand noch Hamburgs Lasertag auf dem Programm.

Der Hamburger Lasertag und das Kinderschutzhaus Südring waren weitere Ziele. Im Kinderschutzhaus werden Säuglinge und Kleinkinder bis sechs Jahren betreut, die aufgrund von Krisensituationen und Problemen in ihren Herkunftsfamilien nicht ausreichend versorgt werden können. Die Dauer des Aufenthalts im Kinderschutzhaus kann für die Dauer der familiären Krise erfolgen oder bis eine neue Perspektive gefunden wird. Die Mitarbeitenden des Kinderschutzhauses versuchen stets, mit den Eltern zu arbeiten und diese zur Mitarbeit zu motivieren. Nach einer Gesprächsrunde wurden die Fachschüler durch eine Wohngruppe geführt und konnten sich ein grobes Bild über die Alltagsgestaltung und die Wohnsituation der Kinder machen und mit einer Mitarbeiterin ins Gespräch kommen. Zum Schluss konnten sie vom Balkon aus den Garten betrachten, in dem die Kinder mitsamt Mitarbeitenden herumtollten. "Für uns als Kurs war der Einblick in das Kinderschutzhaus Südring eine wertvolle Erfahrung, die wir so schnell nicht vergessen werden", berichtete eine Teilnehmerin.

Den Abschluss bildete ein Besuch bei "Barner 16", ein inklusives Netzwerk für professionelle Kulturproduktion. Menschen mit den verschiedensten Beeinträchtigungen und Menschen ohne Beeinträchtigungen arbeiten hier in den Bereichen Musik, Film & Video, Tanz & Performance, Literatur und Siebdruck. Nach einer kurzen Einführung durch eine Mitarbeiterin und einen Künstler, bekamen die Gäste die Möglichkeit, die Räumlichkeiten der "Barner 16" selbst zu erkunden. Danach zeigte uns ein Mitarbeiter, wie er die Kamera einer X-Box-Connect so umfunktioniert hat, dass eine schwerst-mehrfachbehinderte Künstlerin mit Hilfe eines Schlüsselbundes selbstständig Musik machen kann. Gleich darauf bekamen sie noch eine kleine Konzerteinlage eines blinden Künstlers, der sowohl selbstgeschriebene (in fremder Sprache!) als auch bekannte Lieder zum Besten gab und sich dabei selbst auf dem Keyboard begleitete – definitiv einer der Wow-Momente der Woche und Schlusspunkt einer gelungenen, informativen und spaßigen Abschlusskursfahrt, mit vielen neuen Eindrücken und Konzepten.

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