... Lernen in Neckarbischofsheim

Eintauchen in fantastische Welten

Neckarbischofsheim. „Bildung braucht immer wieder neue Anregungen, Impulse, Denkanstöße“, so Birgit Thoma. Daher seien die Räume der Fachschule für Sozialwesen der Johannes-Diakonie in Neckarbischofsheim „ein ganz hervorragend geeigneter Ort“, um Werke von Künstlerinnen und Künstler aus dem „Kunst-Werk-Haus“ auf dem Schwarzacher Hof zu präsentieren. Die Schulleiterin konnte viele Gäste zur Vernissage der Ausstellung „Fantastische Welten“ in ihren Räumen begrüßen, darunter auch Bürgermeisterin Tanja Grether und Schwarzachs Ortsoberhaupt Mathias Haas.

Wie Werke von Meik Burkhardt, Michael Geißelmann, Angela Gelbarth, Gerhard Rinck, Manuela Suchy, Martin Walter, Arno W. und Rainer Wolf werden bis Ende des Jahres im Schulgebäude bleiben und sind für jedermann zugänglich. „Wir möchten durch diese Ausstellung auch einen Beitrag zum kulturellen Leben in Neckarbischofsheim leisten“, so Thoma weiter. Schließlich laden die Bilder und Skulpturen alle Betrachter zum Nachdenken und Interpretieren ein. „Auch auf unsere Schüler und Dozenten wirken sie inspirierend.“

Dass Kunst als Motor für soziale Interaktion dient, unterstrich auch Martin Adel in seiner Begrüßung. „Es geht sogar noch weiter: Kunst ist ein Lebensmittel“, so der Vorstandsvorsitzende der Johannes-Diakonie. Karin Neufert, Bereichsverantwortliche für das Kunst-Werk-Haus, zitierte in diesem Zusammenhang Dostojewski, der Kunst als Bedürfnis für den Menschen wie Essen und Trinken bezeichnete. „Die Werke aus dem Kunst-Werk-Haus stehen stellvertretend für viele kulturelle Beiträge von Menschen mit Beeinträchtigung, auf die wir nicht verzichten können und wollen.“

Die Arbeit im Kunst-Werk-Haus entstand einst aus einem Schulprojekt auf dem Schwarzacher Hof und begann dort 1994 mit einer Ausstellung. Seit 1996 ist es Atelier und Galerie zugleich. Seither ermöglicht es Menschen mit Unterstützungsbedarf, ihre Kreativität frei zu entwickeln. Es gehe dabei weder um Vermittlung künstlerischer Fertigkeiten oder von Wissen, noch um Kunsttherapie. Anliegen sei vielmehr die individuelle Kreativitätsentwicklung.

In das Schaffen der einzelnen Künstlerinnen und Künstler führte Sabine Friebe-Minden ein, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Michael Allespach das Team im Atelier begleitet. Die Mitglieder arbeiteten regelmäßig an ihren Werken, mindestens jedoch einmal pro Woche.  „Alle bringen sie ihre Erlebnisse und auch das innere Erlebte mit“, so Friebe-Minden. Jeder breite seine eigene Gedanken- und Bildwelt fantasiereich aus. So entstand auch der Ausstellungs-Titel „Fantastische Welten“.

In eine sehr bunte, energiegeladene Welt lädt Rainer Wolf ein - mit Bildern, die Titel wie „Rocksängerin“ oder „Sound Explosion“ tragen. Die Bilder von Meik Burkhardt sind ebenso farbenfroh, wirken jedoch kontrollierter und geplanter. Das liege auch an der Technik: Rainer Wolf arbeite mit Ölkreiden, Meik Burkhardt mit Faserstiften, was die Arbeiten grafisch erscheinen lasse. Arno W., so sein Künstlername, teile die Bildformate in bunte Quadrate und Rechtecke ein, die manchmal auch von einer Diagonale gekreuzt werden. Er lasse Farbe über die geometrische Fläche fließen oder baue Symbole ein.

Martin Walter schreibe und male, so Sabine Friebe-Minden über den Künstler. Er erzähle Geschichten aus dem Alltag und von besonderen Erlebnissen. Gerd Rinck wiederum empfange die Betrachter in sehr skurrilen Bildwelten Zu sehen sind Flugzeuge und Panzer. Auch ein Logo des Kirchentags tauche immer wieder auf und diverse Flaggensymbole. Bei diesen Manövern seien alle Elemente so ästhetisch angeordnet, wie in einer Ballett-Choreografie.

Manuela Suchy gehöre zu den Gründungsmitgliedern des Kunst-Werk-Hauses, erläuterte Sabine Friebe-Minden. In neuem, filigranem Stil schraffiere sie mit verschiedensten Stiften über die Bildfläche. Um Assoziationen anzuregen, seien den Werken Titel wie „Vogelwesen“ oder „Landschaft im Abendrot“ gegeben worden. Angela Gelbarth wiederum führe den Betrachter in die Welt der Tiere. Hasen und Wölfe blickten direkt aus dem Bild an. Auge in Auge mit diesen fantastischen Fabelwesen bekämen sie fast etwas Menschliches. „Die Werke der Künstlerinnen und Künstler sind nicht austauschbar. Jeder hat seinen Stil entwickelt und man erkennt sie sofort“, so Friebe-Minden abschließend.

Info: Die Ausstellung „Fantastische Welten“ in der Fachschule für Sozialwesen der Johannes-Diakonie, Schwimmbadweg 2, Neckarbischofsheim, ist bis Dezember von Montag bis Freitag, 8 bis 13 Uhr, zu sehen (nicht in den Ferienzeiten).

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